Techno und die Flimmerkiste
Elektronische Musiker in Kino & TV
CHEMICAL BROTHERS @ “Wer ist Hanna?” (2011) PAUL KALKBRENNER @ “Berlin Calling” (2008) DEADMAU5 @ “Gossip Girl” (2011) PETE TONG @ “Human Traffic” (1999) … @ … Dass Musiker auch im Kino & TV ihr Glück versuchen, ist keine Weltneuheit. Rock’n’Roll-Legende Elvis Presley und Pop-Diva Madonna performten mehr oder weniger überzeugende Hauptrollen in sehr erfolgreichen Kinofilmen. Die Pop-Giganten BEATLES und ABBA spielten sich quasi selbst und lockten Millionen in die Kinosäle und vor die Fernseher. Die Rap-Größen 50 Cent und Eminem ließen ihre Lebensgeschichte für gutes Cash auf die Leinwand bannen – und spielten sich dabei ebenfalls selbst. Trotz aller miesen Kritiken. Auch Rolling Stones Leadsänger Mick Jagger wagte sich vor die Kamera. Musiker bereichern nicht nur mit ihrer physischen, schauspielerischen Präsenz die Kinowelt, sondern auch mit eigens arrangierten Kompositionen und Hits. Was wäre „Yellow Submarine“ ohne die Hits der Beatles, „8 Mile“ ohne die Flows von Slim Shady? Und der ABBA-Film ohne „Dancing Queen“ ist höchstens was für Helge Schneider Fans,-) Natürlich hat diese mediale Entwicklung nicht vor der elektronischen Club-Szene haltgemacht. Nachdem Techno im Mainstream ankam – in den 90ern – gab es die ersten Überlegungen, diese neue stil- und generationsbildende Musik auch in Film & Fernsehen einzubinden. Diese Kolumne erzählt, was Electro-Musiker und DJs in der Flimmerkiste so alles treiben. Der lustige britische Jugendfilm „Human Traffic“ von 1999 ist sozusagen der gutherzige Zwillingsbruder von „Trainspotting“. Zwar geht’s auch hier um exzessive und berauschte Party-Nächte und Freundschaften, aber alles noch im harmlosen, humorvollen Bereich. Das Werk sprüht geradezu über von Techno, Jungle und Dance. Es macht Spaß, ihn zu gucken, man wippt mit zu legendären Klassikern von Orbital, Aphrodite oder CJ Bolland. Music-Supervisor für diesen Streifen war übrigens kein Geringerer als der englische DJ-Godfather Pete Tong. Grade die Älteren unter Euch werden diesen Film zu schätzen wissen, der die gute alte Zeit porträtiert. (Trailer zu „Human Traffic“) 2008 kam „Berlin Calling“ in die Kinos und wurde ein Mega-Erfolg der guten neuen Zeit. Ebenso wie der gleichnamige Soundtrack von Paul Kalkbrenner, der hierfür seine ältere Sachen re-mastered und neu aufgepeppt hatte. Man kann ja von Kalkbrenners Musik halten was man möchte. Für die Einen ist seine monotone Art einfach nur genial, andere halten ihn für musikalisch limitiert. Jedoch reißt der Film beim Sehen mit, auch soundtechnisch. Inwieweit die Figur des DJ Ickarus Parallelen zum echten „Icke“ aufweist, bleibt wohl das Geheimnis des Paul K. (Trailer zu „Berlin Calling“) DJ Deadmau5 aus Ontario (Kanada) ist in Europa nur den wenigsten Techno-Liebhabern ein Begriff. Doch zu seinen außergewöhnlichen und stets catchy Beats gefeiert ham se wohl alle schon mal. Ich bräuchte euch jetzt nur 1 oder 2 Sachen der DJ-Maus anspielen – und ihr würdet sagen: „Aah! Nu klar! Kennen wa doch!“ Deadmau5 hat sich nicht nur als Remixer und steiler Produzent von Club-Hits einen Namen gemacht, sondern auch dank seiner lustigen blauen Maus-Ganzkopfmaske – ähnlich maskiert wie Disco Dice, Daft Punk, Slipknot oder Zorro. Grade diese blaue Maske war es, die ich sofort erkannte. Obwohl sie nur wenige Sekunden lang im Bild war, das war in der aktuellen 4. Staffel der US-Teenserie „Gossip Girl“, die ich gemeinsam mit meiner Freundin sah. Dazu ratterten die bekannten Beats über die Audiospur. Nach kleiner Recherche war es bestätigt. Deadmau5 legt doch tatsächlich auf einer High-Society-Party in New Yorks Upper East Side auf – zumindest in der TV-Serie. Real vermutlich auch. (Deadmau5 @ „Gossip Girl“) Grade den Machern von „Gossip Girl“ muss ich hiermit ein musikalisches Lob aussprechen. Die Musikauswahl der Produzenten ist einmalig: Genre-übergreifend, aber immer ansprechend. Selbst die meisten Rock-Songs gefallen mir in der Serie. Viele weitere Musiker und Bands hatten bisher Gastauftritte bei „XoXo“: Die schwedische Sängerin Robyn mit einer Ballade oder Gwen Stefani mit ihrer Ex-Band No Doubt. Von der Welt der Serien zurück ins Kino. Neulich kam der Action-Thriller „Wer ist Hanna?“ in die Lichtspielhäuser. Eine finnisch-amerikanische Produktion, die jedoch der „Jason Bourne“-Reihe zweifelsohne das Wasser reichen kann und mit hochkarätigen Schauspielern besetzt wurde: Eric Bana, Olivia Williams, Martin Wuttke. Die komplette Musik zum Actionkracher produzierte das britische Techno-Duo The Chemical Brothers, den letzten Ahnungslosen spätestens seit ihrem internationalen Smash-Hit „Galvanize“ (2005) ein Begriff. Bereits beim Gucken von „Hanna“ sagte ich mir: „Den Soundtrack musst du dir besorgen.“ Der Aha-Effekt kam, als ich sah, dass alle Tracks für diesen Film von der Chemischen Bruderschaft stammen. (Trailer zu „Wer ist Hanna?“) Dies waren nur einige ausgesuchte Beispiele für die Verbindung von Techno und Film. Es gibt in diesem Bereich noch viel mehr zu entdecken. Also dann, Freaks und Freunde! Viel Spaß beim Gucken und Hören! von A. Boos (DiSTrActeD B)
Auf zu den Quellen: http://www.youtube.com/watch?v=fc0kPAPNahU (Trailer zu „Human Traffic“) http://www.youtube.com/watch?v=drdf8OeBUUM (Trailer zu „Berlin Calling“) http://www.youtube.com/watch?v=K3BQuWqaRhI (Deadmau5 @ „Gossip Girl“) http://www.youtube.com/watch?v=ugireeCoYyU (Trailer zu „Wer ist Hanna?“)
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4 thoughts on “Kolumne No. 6 (jun2011)”