Zurück in die Zukunft:
APHEX TWIN
AFX hat nach langer Pause sein neues Album „Syro“ am Start
APHEX TWIN ist zurück und wird wieder die Zukunft der Musik neu gestalten! Nach jahrelanger Abstinenz erfreut der geniale Musik-Stratege die weltweite Fan-Gemeinde mit einem neuen bombastischen Album. „Syro“ wurde im September 2014 auf Warp Records, dem Stammlabel von AFX veröffentlicht und wird wohl erneut die kommenden Musik-Jahrzehnte maßgeblich prägen. Das nämlich haben alle vorangegangenen Alben und EPs des Künstlers getan. Kaum released, schlägt der neue Longplayer „Syro“ bereits hohe Wellen in der internationalen Medienlandschaft. Das US-Magazin „The New Yorker“ bündelte jüngst die komplette musikhistorische Bedeutung von Aphex Twin in einem einzigen Satz:
„Now he’s made the kind of album that could earn him young fans who have no idea they’ve been listening to James knockoffs for decades.“
Frei übersetzt:
„Nun hat Aphex Twin ein neues Album gemacht, das jede Menge neue junge Fans anlocken könnte, die keinen Plan haben, dass sie über Jahre hinweg nur ‚James Knockoffs‘ (englischer Ausdruck für eine altbackene Musik-Figur wie Heino oder Dieter Bohlen) gehört haben.“
Aphex Twin ist eine Koryphäe, ein Impulsgeber, ein Vordenker und Vorproduzent. Ich persönlich würde seine Bedeutung für die moderne Musik so hoch einschätzen, wie es Mozart für die Klassik war. AFX hat den Sound der Neuzeit revolutioniert. In den 90ern gab es mit Radiohead, The Prodigy, Nirvana, Marusha und Sven Väth bereits äußerst extravagante und experimentelle Musiker, die sich mit „normalem“ Pop-Gedöns nicht zufrieden geben wollten und einen neuen Standard an Musik produzierten. Doch im Prinzip stellt Aphex Twin bereits seit damals die oben genannten Weltstars und alle anderen Electro-Platten musikalisch gesehen in den Schatten. Sein Klangbild war der Masse stets um ca. 30 – 40 Jahre voraus. Aphex Twin machte schon seit den späten 80ern eine Art von elektronischer Musik, die erst 15 – 20 Jahre später Eingang in die urbane Club-Kultur finden sollte. Die Alben „drukqs“ (2001), „… I Care Because You Do“ (1995) und „Richard D. James“ (1996) als auch die abgrundtiefe „Come To Daddy“ EP (1997) sowie seine bittersüße „Windowlicker“ EP (1999) haben nicht nur Kultstatus erlangt, sondern auch den allgemeinen Anspruch, wie gute elektronische Musik zu klingen habe, stark und nachhaltig beeinflusst. Über Aphex Twin’s Ambient-Musik in Kinofilmen hatten wir schon mal berichtet in unserer Kolumne Eat, Pray, Listen: Wenn Aphex Twin mit Julia Roberts kollidiert.
Besonders das Album „drukqs“ hat den Techno-Sound der Moderne weitgehend neu definiert. Als die LP 2001 rauskam, da kannte man noch nicht diese „AFX-Störtöne“, die auf dem legendären Stück zu hören sind. Was ist ein AFX-Störton? Das ist ein nur Millisekunden lang hörbarer, zerfledderter und verzerrter Ton, ein in seinen Audio-Grundelementen erschütterter Klang. Zerfleddern und Verzerren von Tönen – das ist zum Markenzeichen von Aphex Twin geworden. Teilweise hat er aus dem Knacksen und Krisseln neue Melodien geformt. Heute, 13 Jahre später gehört es fast schon dazu, dass ein guter Club-Track wenigstens einmal einen Störton-Break à la AFX vorzuweisen hat. Die Störgeräusche des Aphex Twin sind massentauglich geworden. Das ist sein Verdienst, sein Vermächtnis. Auch die klassische Struktur eines Songs hat AFX auf abenteuerliche Weise aufgebrochen. Aphex Twin hält sich nicht an Arrangements und Aufbauvorgaben aus dem Lehrbuch. Er ist ein Salvador Dali der Musik: Aphex Twin macht was er will und wie er es will!
Um Euch mal zu zeigen, was ich genau meine, gebt Euch hier den sagenumwobenden Track „Mt Saint michel mix+st micha“ aus dem „drukqs“-Album:
„ZEIT ONLINE“ hat erst neulich ein paar hübsche Sachen über AFX gesagt, die den Kern seines Schaffens beschreiben:
„Richard D. James aus Cornwall in England hat als Aphex Twin die bedeutendste elektronische Musik der vergangenen 25 Jahre veröffentlicht. […] Das Faszinierende an Aphex Twin war immer die Unbegreiflichkeit seiner Musik. Man konnte sich nicht erklären, wie der Mann mit dem Pferdeschwanz all diese Sounds aus seinen teils modifizierten, teils selbst gebauten Maschinen herauskitzelte. […] AFX war nach dem unergründlichen Doppelalbum Drukqs (2001) recht plötzlich und beinahe vollständig verstummt. Gelegentlich widmete er sich Nebenprojekten und legte unangekündigt Platten auf. Während Künstler wie Radiohead, Skrillex und James Blake seine Errungenschaften weiter in den Mainstream hineintrugen, als es ihm selbst je gelungen war, wuchs der Mythos um Aphex Twin mit jedem Tag, der ohne neue Musik verging. […] Hört man die sechs Alben von Aphex Twin und seine wichtigsten EPs heute in chronologischer Reihenfolge, zeigt sich nicht nur ein Zickzack-Kurs durch Ambient, Noise und beinahe alle erdenklichen Techno-Spielarten. Man erkennt auch eine klare Entwicklungslinie.“
Nun, ich weiß nicht, wie’s Euch geht. Aber ich freue mich schon, mir bald das neue Album „Syro“ reinzuziehen. Oder habt Ihr gar die LP schon gehört? Wie immer: Schreibt’s uns! Wir sind gespannt auf Eure Meinung.
“ We are the music makers. And we are the dreamers of dreams … „
Magst DU die Musik von Aphex Twin?
Schreibt uns:
kolumne[at]freakmuzik.net
oder über Facebook, Soundcloud, Twitter
all @ FreakMuzik(.net)!
von A. Boos (DiSTrActeD B)
http://www.newyorker.com/magazine/2014/10/06/pleasure-principle
http://www.zeit.de/kultur/musik/2014-09/aphex-twin-syro
http://de.wikipedia.org/wiki/Aphex_Twin
Entdecke mehr von freakmuzik.net
Subscribe to get the latest posts sent to your email.
1 thought on “Kolumne No. 33 (oct2014)”